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Honoratissimum assensus genus est armis laudare, KraKÓW 2014 236 spätantiKe lanzenspitzen mit tauscHierungen Honoratissimum assensus genus est armis laudare, KraKÓW 2014, 237–246 Dieter Quast spätantiKe lanzenspitzen mit tauscHierungen spearheads with silver inlay in Late antiquity. this article is focussed on the spearheads with silver inlay which appear suddenly in the roman empire in late antiquity. in the previous centuries lots of spearheads with inlay are known from southern scandinavia and the przeworsk culture. therefore the possibility is dis‑ cussed, if the spearheads with silver inlay — they were distributed only in north‑eastern gaul — could be a material reflex of the barbarisation of the late roman army. Późnoantyczne groty ze srebrnymi inkrustacjami. artykuł omawia groty broni drzewcowej ze srebrnymi inkrustacjami, których znaleziska pojawiają się na terenie państwa rzymskiego w późnej starożytności. We wcze‑ śniejszym okresie liczne groty z inkrustacjami poświadczo‑ ne są na obszarze południowej skandynawii oraz w śro‑ dowisku kultury przeworskiej. z tego względu rozważana jest kwestia, czy groty ze srebrnymi inkrustacjami, które pochodzą jedynie z północno‑wschodniej galii, mogą stanowić materialny przejaw barbaryzacji armii rzymskiej w okresie późnego cesarstwa. B schon häufiger besonderes interesse entgegen‑ gebracht (zuletzt Hachmann 1993). dabei blieben die Fundanalysen auf das Barbaricum beschränkt, während das römische reichsgebiet und somit auch die Wechselwirkungen zwischen beiden räumen nicht diskutiert wurden. als ausgangspunkt für den folgenden Beitrag soll eine knapp 80 cm lange und über 2 kg schwere prunklanze aus dem merowingerzeitlichen gräber‑ feld von Bargen (gem. Helmstadt‑Bargen, rhein‑ ‑neckar‑Kreis, d) dienen (abb. 1: 1), die aus dem im zweiten Viertel des 7. Jahrhunderts angelegten grab 7 stammt (Kat. mainz 1980, 142–143, nr. 207; Koch 1982, 43–44, taf. 6,7). die datierung des stückes gestaltet sich schwierig, da sie ohne direkte Vergleiche ist. die bichrome ornamentik, besonders die spiralhaken wurden mit der tauschierung auf dem eisernen Klappstuhl aus nocera umbra (prov. perugia, i) grab 5 verglichen, womit gleichzeitig ein argument für eine Herkunft aus dem langobar‑ denzeitlichen italien möglich erschien (Koch 1982, 44), fehlen doch vergleichbare muster im reihengrä‑ etrachtet man die kaiserzeitlichen Krieger‑ gräber und die großen mooropferfunde, so fällt schnell auf, dass lanzen‑ und speerspitzen (zur terminologie ilkjær 1990, 29, 31; Bem‑ mann, Bemmann 1998, 171) die quantitativ herausragenden Waffengruppen darstellen. mehrere studien der letzten Jahrzehnte haben eine typochronologische ordnung des materials erarbeitet, so etwa Jørgen ilkjær (1990) für illerup ( Jütland, dK) und die skandinavischen männergrä‑ ber oder piotr Kaczanowski (1995) für das gebiet der przeworsk‑Kultur. im gegensatz zu vielen ande‑ ren Waffen sind bei den lanzen‑ und speerspitzen kaum qualitativ herausragende „prunkwaffen“ zu erkennen. sicherlich bieten schmiedetechnische und materialanalytische untersuchungen ansatzpunk‑ te, aber es gibt auch mit bloßem auge erkennbare dekormotive, die einige Blattwaffen aus der masse hervorheben. dabei handelt es sich um tauschierun‑ gen, zumeist mit silber, aber auch mit Buntmetallen ausgeführt. in der Forschung wurde den mit runen und anderen symbolen verzierten exemplaren zwar 237 Honoratissimum assensus genus est armis laudare, KraKÓW 2014 abb. 1. 1a–b. tauschierte lanzenspitze aus Bargen (gem. Helmstadt‑Bargen, rhein‑neckar‑Kreis, d) grab 7. m. 1:4 (nach Koch 1982, taf. 6,7). — 2a–b. römische lanzenspitze aus eining (lkr. Kehlheim, d) mit darstellungen der Victoria und des mars, beide in Kupfertauschierung. m. 1:3 (nach Kat. rosenheim 2000, 336 Kat.‑nr. 40f.) 238 spätantiKe lanzenspitzen mit tauscHierungen berzeitlichen nordalpinen raum komplett. die auf dem Blatt der Bargener lanzenspitze angebrachten tauschierungen sind allerdings — im gegensatz zu denen auf dem italischen Klappstuhl — in rahmenden Kreisen und rechtecken eingebracht. derartige aufteilungen sind geradezu regelhaft auf den spätrömischen Kerbschnittgarnituren zu beob‑ achten (z. B. Böhme 1974, 54, abb. 14) und daher ist wohl eher von einem „altstück“ auszugehen, das aufgrund seiner besonderen Bedeutung lange zeit in „Familienbesitz“ blieb. gerade aus dem späten 4. und 5. Jahrhundert sind einige Vergleiche zur prunklanze aus Bargen überliefert. am bekanntesten ist vermutlich das exemplar aus dem grab des „chef militaire“ aus Ver‑ mand (dép. aisne, F), datiert um 400 n. chr. neben geometrischen ornamenten aus silber und Kupfer (stern‑ und Kreismuster) sind auf dem Blatt reste ei‑ ner nicht mehr rekonstruierbaren inschrift erhalten: (V)HeVtoBio(V)..ViK(a) (Kat. mainz 1980, 173 nr. 271,f ). zwei weitere lanzenspitzen mit tauschierten inschriften sind hier zu nennen, eine davon stammt aus Bourges (dép. cher, F). auf bei‑ den seiten des Blattes des 58 cm großen exemplars fand sich die kupfertauschierte inschrift patri ciVsz reg iVs. die nennung eines königlichen patricius kann sich nach Konrad Weidemann „im gallien des 5. Jhs. nur auf einen hohen Beamten eines germanischen Königs beziehen“, wobei im Falle von Bourges an Westgoten zu denken sei (Kat. mainz 1980, 141 nr. 205, a; Bailly 1984; Kazanski, périn 2008, 188. zum Fundort vgl. zeiss 1941, 41– 42, nr. 2b; pinar, ripoll 2007, 83 mit abb. 12,d). auch die lanzenspitze aus cutry (dép. meurthe‑et‑ ‑moselle, F) grab 1004 weist auf beiden seiten des Blattes eine silbertauschierte inschrift auf (legoux 2005, 30 [Farbtaf.], 84–85, 469): QVic(umque) audet raBit / oBulu[m] reperis sowie auf der rückseite Haec i?V?[4–5]rV[m]? / stringat VenaBulu(m) si[l]Vas «Wer auch immer waghalsig ist (und) tobt — den lohn findest du». — «diese ... möge die saufeder zücken (gegen) die Wälder (hin)»1. die inschrift deutet also auf die Funktion als Jagdwaffe. die lesung und Übersetzung verdanke ich dem epigraphi‑ ker meines Vertrauens, dr. markus scholz, rgzm. — legoux (2005, 469) liest abweichend: QVi(g)audetraBia(e) 1 die erwähnten lanzenspitzen gehören zu einer relativ kleinen gruppe, die durch ein massives Blatt mit deutlichem mittelgrat, vierkantiger Blattspitze und aufhaltern mit tierkopfenden charakterisiert ist. auch unverzierte exemplare sind bekannt, etwa aus nismes (prov. namur, B) (Kat. mainz 1980, 142 nr. 206) oder Hammelburg (lkr. Bad Kissingen, d), dort sind die aufhalter aber nicht in tierköpfen endend (Koch 1967, taf. 25,12). das gilt auch für das exemplar aus dem Fürstengrab 1782 aus Krefeld‑gellep, an dessen tülle sich aber einige punktförmige messingeinlagen zeigen (pirling 1974, Bd. ii, 64, taf. 46,1). zu den tauschierten prunklanzen des 4./5. Jahr‑ hunderts sind zwei weitere exemplare zu rechnen, die allerdings keine aufhalter aufweisen, was jedoch an der erhaltung oder auch an einer unsachgemäßen Bergung liegen kann. sie stammen aus der mosel bei trier und Hérapel bei cocheren (dép. moselle, F) (Kat. trier 1984, 294–298 Kat.‑nr. 155a.c; Kat. trier 2007, Kat.‑nr. i.12.30 und i.12.31). Während die trierer lanze mit der inschrift anBianioni (personenname) ViVas versehen ist, weist dieje‑ nige aus Hérapel auf der tülle die inschrift nem‑ nianiVs (personenname) Venator („Jäger“) ViVas auf. Wichtigstes gemeinsames merkmal beider spitzen ist aber die darstellung jeweils eines Büstenpaares auf jeder Blattseite. Heinz cüppers sieht hierin Kaiserpaare und denkt an Valentinian i und gratian; als trägern der Waffen vermutet er kaiserliche leibgardisten (Kat. trier 1984, 296). Vergleichbare, niellierte Büsten gibt es auch auf einigen zwiebelknopffibeln des typs 5; sie werden ebenfalls als Kaiserportraits gedeutet (Kaufmann‑ ‑Heinimann 2003, 154–160; tóth 1994, 136–162; dumanov 2007). aus dem tempelbezirk im trierer altbachtal soll eine weitere schwere tauschierte lanzenspitze mit aufhaltern stammen, die allerdings verschollen ist und von der keine abbildung existiert2 (Böhner 1958, 159; Koch 1982, 44 mit anm. 28). auch wenn zwei der tauschierten prunklanzen durch inschriften mit der Jagd in Verbindung ge‑ oBuiu( ) re( )epis sowie Haec(i)( )( )( )rV( ) stringatVena( )V( )( )s( )V( )s (). 2 Für eine erneute Kontrolle der trierer archive und ma‑ gazine möchte ich Frau dr. sabine Faust vom rheinischen landesmuseum trier herzlich danken. 239 Honoratissimum assensus genus est armis laudare, KraKÓW 2014 bracht werden, wird man sie nicht ausschließlich als “saufedern“ interpretieren wollen, gibt es doch exemplare mit aufhaltern, die erkennbar andern zwecken dienten. dies ergibt sich u.a. aus einem sorgfältig geborgenen Hortfund, der in den Jahren 2001 bis 2007 an den nordöstlichen Hängen des palatin in rom entdeckt wurde und der mit der Herrschaft des usurpators maxentius (306–312), bzw. mit dessen niederlage und tod in der schlacht an der milvischen Brücke in Verbindung gebracht wird (zuletzt panella 2011, 72–76). einige der im Hort enthaltenen lanzenspitzen bestehen aus eisen und einer messingähnlichen legierung von goldähn‑ licher Färbung (Aurichalcum), sind also zweifarbig. aufgrund anhaftender seidenreste werden sie als standarten interpretiert und rekonstruiert (panella 2011, 28–36). „Fahnenlanzen“ ohne aufhalter sind bereits aus den vorhergehenden Jahrhunderten bekannt (vgl. z.B. egger 1999; gschwind 2004, taf. 75,d24; mráv 2011, abb. 9). in unserem Kontext ist ein exemplar aus eining Abusina (lkr. Kelheim) von besonderer Bedeutung (abb. 1: 2), zeigt es doch mit Kupferdraht eingelegt mars und Victoria, jeweils unter einem Halbmond (Kat. ro‑ senheim 2000, 336 nr. 40i; gschwind 2004, 185, taf. 76, d26). doch haben diese lanzenspitzen noch keinen aufhalter. aber kehren wir zu den spätantiken exemplaren zurück. textilreste fanden sich auch an der tauschier‑ ten lanzenspitze aus rhenen (prov. utrecht, nl) grab 839 (Kat. mainz 1980, 151 nr. 222; Wagner, Ypey 2011, 610–613 mit taf. 47). die Bestattung kann aufgrund der gürtelgarnitur in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts datiert werden (Wagner, Ypey 2011, 611). auch die lanzenspitze aus cutry deutet auf eine Verwendung als standarte, denn die löwen‑ köpfe der aufhalter sind durchbohrt — vermutlich zur aufhängung eines „Wimpels“. ein gut vergleich‑ barer, ebenfalls durchbohrter löwenkopf ist aus der spätrömischen Höhensiedlung von Vireux‑molhain (dép. ardennes, F) überliefert (lemant 1985, 59, abb. 60,5) und stellt sehr wahrscheinlich den rest einer vergleichbaren prunklanze dar. selbst aus der merowingerzeit liegen noch auf‑ fällige lanzenspitzen vor, die aufgrund anhaftender textilreste als „Fahnenlanzen“ interpretiert werden (paulsen 1967, 107–108, 114, abb. 58; zu mero‑ wingerzeitlichen lanzenspitzen mit aufhaltern vgl. 240 zusammenfassend Koch 1982, 40–44). Vereinzelt treten auch tauschierte exemplare auf. diejenige aus ulm (paulsen 1967, 111, abb. 57, 3, 112) ist mit dem christlichen Kreuz geschmückt, während eine andere, aus Wurmlingen (lkr. tuttlingen) (paulsen 1967, 111, abb. 57: 8, 113) die runeninschrift „dorrih“, wohl ein Hersteller‑ oder Besitzername, zeigt. ein Kuriosum stellt eine lanzenspitze mit einer herz‑ oder nierenförmigen, gelb ‑rot‑grünen emailverzierung aus dem angelsächsisches grab von lowbury Hill bei compton (oxfordshire, uK) dar (Fulford et al. 1994, 202–206, abb. 17). Während die Funktion der tauschierten lanzen‑ spitzen mit aufhaltern aus dem römischen reich hergeleitet werden kann, so taucht die Verzierungs‑ technik, die tauschierung, relativ plötzlich auf den spätantiken lanzenspitzen auf. zwar gibt es auch in den Jahrhunderten zuvor mit metalleinlagen ver‑ zierte Waffenteile, doch handelt es sich zumeist um dolchscheiden (obmann 2000, 22–26, taf. 1–10; 14–24), dosenortbänder (Biborski, Quast 2006; miks 2007, 350–362, taf. 253–258), parierstangen und ringknäufe (miks 2007, 177–187, taf. 180– 184) oder einen jüngst publizierten schwertgriff aus dem osttiroler lienz — Aguntum (abb. 2). metal‑ linkrustationen treten auch auf schwertklingen als marken auf (Biborski, ilkjær 2006, 296–304), nur eben nicht auf speer‑ und lanzenspitzen. im 5. Jahr‑ hundert findet die technik auch anwendung auf messerklingen, taschenbügeln und gürtelschnallen (Böhme 1974, 129; Kat. mainz 1980, 147–148 abb. 216.f.). im gegensatz zu den zumeist sehr feinen tauschierungen des 3. Jahrhunderts sind die jüngeren oftmals etwas „einfacher“ und bestehen aus Kreisaugen und zahnradmotiven. zeitlich besteht zwischen beiden gruppen ein Hiatus, der wohl gut 60 Jahre umfasst. Vor diesem Hintergrund können die tauschierten lanzenspitzen aus den nordöstlichen reichspro‑ vinzen erneut diskutiert werden. dabei muss der Blick auf die gebiete jenseits des limes gerichtet werden, denn aus dem Barbaricum liegen zahlreiche derartig verzierte spitzen vor (Kaczanowski 1988; droberjar, peška 2002, 109–111; madyda‑legutko, rodzińska ‑nowak, zagórska ‑telega 2007, 64, abb. 5). die ältesten davon datieren ins ausgehende erste nachchristliche Jahrhundert (Kaczanowski 1988, 55; adler 1993, 92, anm. 269; andrzejowski spätantiKe lanzenspitzen mit tauscHierungen abb. 2. schwertgriff aus lienz — Aguntum (tirol, a), Bronze mit feiner silber‑ und messingtauschierung sowie niello. m. ca. 1:2 (nach Walde, grabherr 2007, 98 Kat.‑nr. 200) 1998, 73–74) und sie sind kontinuierlich bis in die jüngere Kaiserzeit überliefert, aus der die meisten exemplare stammen. einer der beiden Verbreitungs‑ schwerpunkte liegt im Bereich der przeworsk‑Kultur, ein zweiter im südlichen skandinavien (Kaczanow‑ ski 1988, 52, abb. 1; droberjar, peška 2002, 110, abb. 8). neben unterschiedlichen symbolen wie sonne und mond treten auch runen auf — und als geläufigstes element Kreisaugen, bzw. konzentrische Kreise (ilkjær 1990, 32–33; Hachmann 1993). ein spätkaiserzeitlicher nachweis für eine tauschierte lanzenspitze ist aus nydam i (sonderborg amt, Jütland, dK) bekannt (Bemmann, Bemmann 1998, taf. 111,992). es handelt sich allerdings nur um ein exemplar vom typ mollestad, der in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts datiert (Bemmann, Bem‑ mann 1998, 181; zur chronologie vgl. auch ilkjær 1990, 301–303; „gruppe 10 und 11“; Bemmann, Hahne 1994, 312–316). interessanterweise gibt es auch einige exemplare aus den gebieten des (ehe‑ maligen) römischen reiches. leider undatiert ist ein exemplar aus dem angelsächsischen gräberfeld von Baginton (Warwickshire, uK) (abb. 3: 1) (evison 1958, 243, taf. XXVii, c). ohne Kontext ist eine lanzenspitze aus der nekropole „croix‑rouge“ aus Éprave (prov. namur, B) überliefert (abb. 3: 2); sie stammt wahrscheinlich aus der Frühzeit der vom 4.–7. Jahrhundert andauernden Belegung (dasnoy 1953–54, 278–279, taf. iV; Böhme 1974, 288). aufgrund der schlechten erhaltung ist die Blattform nicht mehr zu bestimmen, aber die silbertauschier‑ ten Kreise und „zahnräder“ sind klar zu erkennen. in beiden Fällen ist nicht zu entscheiden, ob es sich um skandinavische lanzenspitzen handelt oder um lokale produkte, doch die „Vorlagen“ für die tauschierungen der exemplare aus Éprave und Baginton sind in den großen mooropfern zu finden (vgl. z. B. Vimose: ilkjær 1975, 135, abb. 19, 140 abb. 26a, 142, abb. 28. — ejsbøl: Ørsnes 1988, taf. 126,3–5.7; 134,11; 135,5.7. — illerup: ilkjær 1990, taf. 60,atu; 62,dor; 69,iXB; 70,lKY; 73,mtl;75,pnu; 76,QaW; 78 rcQ.rKH; 80,scu; 81,sm; 88,VWp; 90,WtQ; 97,YVu; 108,aaWW;111,Fnaa; 173,aaFa; 181,eQc; 193,sgF; 194,spa. — nydam: Bemmann, Bem‑ mann 1998, taf. 111,992). eine solche Herleitung könnte durchaus für das plötzliche auftreten tauschierter lanzenspitzen in den (ehemaligen) nordöstlichen provinzen des reiches zutreffen. zwei Beobachtungen bekräftigen diese annahme. zum einen finden sich derartig verzierte Waffen (aber auch gürtelschnallen, messer und taschenbügel) nicht im gesamten reichsgebiet sondern nur in den genannten regionen (abb. 4). zum anderen konnten in genau jenen gebieten weitere Hinweise auf germanisch‑skandinavische traditionen nach‑ gewiesen werden. in diesem Kontext hat claus von carnap ‑Bornheim auf den prachtschildbuckel aus dem grab des „chef militaire“ aus Vermand (dép. 241 Honoratissimum assensus genus est armis laudare, KraKÓW 2014 abb. 3. 1 — röntgenbild der lanzenspitze aus dem angelsächsischen gräberfeld von Baginton (Warwickshire, uK). die pfeile deuten auf die tauschierten Kreisaugen. m. 1:1 (nach evison 1958, taf. XXVii, c). — 2a–b tauschierte lanzenspitze aus Éprave (prov. namur, B). m. 1:1 (nach dasnoy 1953–54, taf. iV) 242 spätantiKe lanzenspitzen mit tauscHierungen abb. 4: Verbreitung der spätantiken tauschierten lanzenspitzen im (ehemaligen) römischen reich. 1 — Baginton (Warwickshire, uK): evison 1958, 243, taf. XXVii,c; 2 — Bourges (dép. cher, F): Kat. mainz 1980, 141, nr. 205, a; Bailly 1984; Kazanski, périn 2008, 188; 3 — Vermand (dép. aisne, F) „chef militaire“: Kat. mainz 1980, 173 nr. 271, f; 4 — rhenen (prov. utrecht, nl) grab 839: Kat. mainz 1980, 151, nr. 222; Wagner, Ypey 2011, 610–613 mit taf. 47; 5 — Krefeld‑gellep (d) grab 1782: pirling 1974, Bd. ii, 64, taf. 46,1; 6 — Éprave (prov. namur, B): dasnoy 1953/54, 278–279, taf. iV; 7 — cutry (dép. meurthe‑et‑moselle, F) grab 1004: legoux 2005, 30 [Farb‑ taf.], 84–85, 469; 8 — trier (d) moselbrücke: Kat. trier 1984, 294–296, Kat.‑nr. 155a; Kat. trier 2007, Kat.‑nr. i.12.30; 9 — trier (d) tempelbezirk altbachtal: Böhner 1958, 159; 10 — Hérapel (dép. moselle, F): Kat. trier 1984, 297–298, Kat.‑nr. 155c; Kat. trier 2007, Kat.‑nr. i.12.31; 11 — Bargen (gem. Helmstadt‑Bargen, rhein‑neckar‑ ‑Kr., d) grab 7: Kat. mainz 1980, 142–143, nr. 207; Koch 1982, 43–44, taf. 6,7 aisne, F) und die rechteckigen riemenzungen mit Wulstende aus dem childerichgrab in tour‑ nai (prov. Hainaut, B) aufmerksam gemacht (von carnap‑Bornheim 1999). auch der schwertgurt aus dem grab des 482 n.chr. verstorbenen merowin‑ gerkönigs lässt derartige Bezüge erkennen (Quast 2003). es ist also durchaus wahrscheinlich, dass hier materielle spuren der „Barbarisierung“ des spätrömi‑ schen Heeres (zuletzt mit weiterer literatur stickler 2011, 298 mit anm. 14) greifbar werden. die Bedeutung oder Funktion der tauschierten kaiserzeitlichen lanzenspitzen ist kaum zu bestim‑ men. aus dem römischen reich sind abschlüsse von standarten bekannt, und auch die Beneficiarier hat‑ ten spezielle lanzenspitzen, deren zeichencharakter noch dadurch unterstrichen wird, dass es sie auch als Fibeln gibt (ubl 1993; mráv 2011; allgem. zu den Beneficariern ott 1995; nelis‑clément 2000). im Barbaricum fehlen entsprechende Hinweise. lediglich aus mušov ( Jihomoravský kraj, cz) ist eine tauschierte lanzenspitze aus einem prunkgrab 243 Honoratissimum assensus genus est armis laudare, KraKÓW 2014 bekannt (droberjar, peška 2002, 106, abb. 5); die anderen prunkgräber sind aber gerade durch ihre Waffenlosigkeit charakterisiert. dementsprechend sind die gräber mit derartigen lanzenspitzen nicht überdurchschnittlich reich ausgestattet. interessant sind in diesem Kontext aber die mooropferplätze, sind doch gerade von dort zahl‑ reiche tauschierte speer‑ und lanzenspitzen überlie‑ fert. claus von carnap ‑Bornheim und Jørgen ilkjær (1996, 483) haben bei der auswertung von illerup (skanderborg amt, Jütland, dK) einen innovativen ansatz zur analyse der strukturen kaiserzeitlicher Kriegerverbände vorgestellt. anhand der Funde ließen sich drei ausstattungsniveaus rekonstruie‑ ren: niveau 1 weist schwerter, schilde, gürtel und reitausrüstungen mit Beschlägen aus vergoldetem silber auf. nur 2 % des Bestandes sind diesem ni‑ veau zugehörig, das von den beiden Bearbeitern mit den Heerführern in Verbindung gebracht wird. dem niveau 2 sind schwerter, schilde, gürtel und reitausrüstungen mit Beschlägen aus Bronze zuge‑ hörig. es handelt sich um 10 % des Bestandes, das den „offizieren“ zugewiesen wird. mit 88 % bildet das niveau 3 die mit abstand größte gruppe („ge‑ meine/infanterie“). Kennzeichnend sind speere, lanzen und schilde, die vorwiegend eisenbeschläge hatten. das enge typenspektrum lässt vermuten, dass die Waffen aus „Waffenkammern“ kamen und den gefolgsleuten zur Verfügung gestellt wurden (von carnap ‑Bornheim 1992). Betrachtet man vor diesem Hintergrund die tauschierten speer‑ und lanzenspitzen, so ergibt sich das folgende Bild. aus illerup (platz a) liegen 366 lanzen‑ und 410 speerspitzen vor (ilkjær 1990, 257). tauschiert waren nur wenige davon nämlich drei speer‑ (1 ex. typ 6; 2 ex. typ 8 „simris“) und 16 lanzenspitzen (sämtlich typ 19 „Vennolum“) (ilkjær 1990, 160–162 tab. 101 und 255 tab. 175). das bedeutet, dass nur 0,72 % der speere und 5,2 % der lanzen derart verziert waren. damit liegen sie statistisch gesehen im Bereich des niveaus 2. damit erschöpft sich aber schon die aussage, denn ob es sich um „Feldzeichen“, besonders wirkmächtige Waffen oder persönliche auszeichnungen handelt, ist nicht zu klären; ebenso wenig die Beziehung der tauschierten zu den anders verzierten exemplaren (vgl. z. B. ilkjær 1990, 32–33 „Verzierungselemente 1–16;23–25“). 244 literaturVerzeicHnis adler W., 1993 Studien zur germanischen Bewaffnung. 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